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Der Hochmut der Berliner Elite von Wolfgang Prabel Veröffentlicht am 2. Dezember 2016 Das Kanzleramt in Berlin. Foto + Illustration Guenther Lachmann © GEOLITICO Die Berliner Elite hat in hundert Jahren nichts dazugelernt. Wieder produziert sie sich als Richter, Rächer und Vormund. Und wieder wird sie kapitulieren. Als Josef Stalin 1925 erkannte, dass die Weltrevolution ausbleibt, erfand er die These vom „Sozialismus in einem Land“. Nämlich in der Sowjetunion. Die Ausdeutung dieser Parole war steil: Der Sozialismus in der Sowjetunion sei die einzig wahre Form des Internationalismus, da dieses erste gelobte sozialistische Land das „Hauptquartier“ für sozialistische Revolutionen in anderen Staaten sei. Damit war die Bahn frei für die führende Rolle Moskaus in der kommunistischen Weltbewegung. Stalin kommandierte die Marionetten seiner Dritten Internationale aus aller Herren Länder nach seinem Belieben herum. Oder er schnitt ihre Lebensfäden einfach ab. Alles tanzte nach seiner Pfeife. Was soll diese historische Reminiszenz? Wir haben einfach eine Situation, die der damaligen fatal ähnlich ist. In Washington und London zerriss gerade der Nebelvorhang der politischen Korrektheit; in Warschau, Budapest, Bratislava und Prag sind aus der Anderwelt-Perspektive unserer Medien die letzten Lichter schon lange erloschen. Und in Rom und Paris werden sie wohl demnächst ausgehen. Denn dort wo finstere Tyrannei und obskurantistisches Abrakadabra herrschen, erkennen unsere Redakteure das Licht der Freiheit, wo Aufklärung und Rationalität zurückkehren, sehen sie Finsterlinge am Werk und die Hölle ewiger Verdammnis. Krieg mit Moralin und Tinte ---- „Richter, Rächer und Vormund“ Mit der Präsidentenwahl ist die Herrschaft der Eliten angeknackst. Eine treffende Beschreibung der Bunkermentalität im Bundeskanzleramt nach der Wahl Donald Trumps ist dem Dadaisten Hugo Ball zu verdanken: „Sie protestierten, sie erfanden jene »sittliche Weltordnung«, von der sie behaupten, daß sie von ihnen bewahrt und gerettet werden müsse; sie nannten sich das auserwählte, das Gottesvolk, ohne doch sagen zu können, weshalb sie es seien; sie verdrehten die Werte, suchten ihren Stolz im Widerspruch und spielten einen Heroismus aus, vor dessen hochtrabender und auf Schrauben ruhender Pose die übrige Welt in Gelächter ausbrach. Sie rühmten alle ihre Schwächen, ja ihre Laster und Verbrechen als Vorzüge und Tugenden und travestierten damit die Moralität der andern, denen sie sich überlegen fühlten. (…) stets fühlte man sich als Richter, Rächer und Vormund.“ Diese Einschätzung ist allerdings nicht von 2016, sondern visionär 1918 niedergeschrieben worden. Sie ist aus der Broschüre „Zur Kritik der deutschen Intelligenz“ entnommen, die Anfang 1919 erschienen und den „Führern der moralischen Revolution“ gewidmet war. Man kann daraus eine Erkenntnis und zwei Prognosen ableiten: Die Berliner Elite hat in hundert Jahren nichts, aber auch gar nichts, dazugelernt. Der Aufbau des Sozialismus in einem Land hat nicht funktioniert. Der Export einer für alle verbindlichen Moral aus einem Land wird auch scheitern. Das starrsinnige Berlin der Kanzlerin wird nach Ablauf ihrer Regierungsperiode wieder einmal bedingungslos kapitulieren müssen. Dieses Mal allerdings nur moralisch. Wenn sich Geschichte wiederholt, dann oft nur als Farce. Also als Sachverhalt, der im Verhältnis zu seinem Anspruch lächerlich ist. http://www.geolitico.de/2016/12/02/der-hochmut-der-berliner-elite/ *Die Zitate von Hiller und Ball sind aus Wolfgang Prabels E-Book „Der Bausatz des Dritten Reiches“ entnommen.