Die Tricks der Billig-Stromanbieter - Richtig billig funktioniert nicht mehr Viele Politiker behaupten noch heute, beim Wechsel des Stromanbieters ließen sich locker mehrere hundert Euro pro Jahr sparen. Dabei ist das Modell der Billiganbieter am Ende, sie können häufig nur mit Tricks günstige Anfangspreise in den Tarifvergleichsrechnern ausweisen. Wer als Kunde nicht aufpasst, zahlt drauf, oder er riskiert wie bei der Teldafax-Pleite den Verlust im Voraus eingezahlter Gelder. "Wechseln ist 'n Klacks, mit Teldafax." Von wegen Klacks. Wer wechselte, schlidderte ins größte Insolvenzverfahren der deutschen Geschichte. Über 700.000 Teldafax-Kunden verloren Geld. Der Schaden: Hunderte Millionen €. Der Energieversorger kaufte den Strom zu teuer ein. Eine Zeitlang funktionierte das, solange immer neue Kunden kamen und ihren Strom im Voraus zahlten. Doch das gigantische Schneeballsystem brach eines Tages zusammen. Wer jetzt Geld zurückverlangte, ging leer aus. Drohen weitere Pleiten? Unternehmensberater prophezeien: Schon bald könnten weitere Billig-Anbieter Pleite gehen, mit drastischen Folgen. Hanjo Arms, Unternehmensberatung A.T. Kearney: "Das Geschäftsmodell der Discount-Anbieter im Strommarkt ist nicht profitabel, das kann für Kunden bedeuten, dass im Fall einer Pleite auch Geld verloren wird." Teldafax ist pleite, andere machen weiter, locken Kunden mit Niedrigst-Preisen. Doch die sind laut Unternehmensberatung A.T.Kearney längst unrealistisch. Denn: Den Großteil des Strompreises machen Steuern, Abgaben und Netzentgelte aus. Sie sind für alle Unternehmen regional gleich. Auch bei den Einkaufspreisen gibt es nur noch wenig Spielraum. Wer also Strom extrem billig verkauft, macht oftmals Miese. Beispiel: Eine Familie in Hamburg verbraucht 4.000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Sie zahlt dafür 950 €. Soviel verlangt derzeit der städtische Versorger Hamburg Energie. Von diesen 950 € muss der Versorger rund 480 € Steuern und Abgaben zahlen, rechnet Hanjo Arms uns vor: Außerdem werden 230 € für die Netzdurchleitung fällig. Und rund 240 € kostet die Beschaffung von Strom. Hanjo Arms, Unternehmensberatung A.T.Kearney: "Dann bleibt unterm Strich hier schon Null übrig. Und das vor Berücksichtigung der ganzen internen Kosten wie Vertriebsaufwand, um die Kunden zu akquirieren, Verwaltungskosten, aber auch Abrechnung und IT-Systeme. Und das bringt die Marge deutlich in den negativen Bereich." Trotzdem liegen etliche Tarife deutlich unter 950 €. Der Kampf um Kunden und Marktanteile ist knallhart, Wachstum wichtiger als Gewinn. Immer neue Kunden werden gelockt -- die neues Geld bringen. Dafür greifen viele Discounter tief in die Trickkiste. Die Tricks der Stromanbieter Erster Trick: Der Bonus Häufig versprochen -- aber nicht immer ausbezahlt. Auch Christian Knerr hat sich so locken lassen. Als Neukunde sollte er 135 € Bonus gutgeschrieben bekommen -- nach einem Jahr. Doch bald erhöht Flexstrom die Preise. Knerr kündigt -- aber zu früh: Flexstrom verweigert den Bonus. Christian Knerr, ehemaliger Flexstrom-Kunde: "Es war vereinbart, und eigentlich ein Vertrag, wo solch ein Bonus vereinbart ist, da erwartet man auch, dass er eingehalten wird, und sich so eine Firma wie Flexstrom nicht hinterher dann irgendwie mit verwurstelten AGBs rausredet." Knerr ist kein Einzelfall, viele Discounter-Kunden fühlen sich reingelegt -- denn ohne Bonus ist der Strom erheblich teurer. Christian Knerr, ehemaliger Flexstrom-Kunde: "Dann sollte man lieber gleich mit offenen Karten spielen und sagen, das ist unser Preis und nicht mit irgendwelchem Bonus auf Neukundenfang gehen." Zweiter Trick: Die schnelle Preiserhöhung 12 Monate Preisfixierung -- nicht der Normalfall. Bei Christian Knerr stieg der Strompreis bereits nach fünf Monaten. Zwar gibt`s dann ein Sonderkündigungsrecht -- doch wer es wahrnimmt, verliert den Bonus und andere Vergünstigungen. Dritter Trick: Die Kaution Viele Unternehmen verlangen eine. Bei Knerr 50 €. Das Geld wird zwar bei Vertragsende zurückgezahlt. Es ist aber ein zinsloser Kredit ans Unternehmen. Und bei einer Pleite für immer weg. Vierter Trick: Die Vorkasse Kunden müssen oft für ein Jahr im Voraus zahlen. Teldafax stopfte mit diesem Geld die Finanzlöcher, konnte nur so seine Dumpingpreise halten. Auch heute noch gibt es solche Vorkasse-Tarife. Gefahr für die Kunden: Bei einer Pleite geht Geld verloren. Fünfter Trick: Das Strom-Paket Die Kunden kaufen eine festgelegte Menge Kilowattstunden. Verbrauchen sie mehr, müssen sie richtig teuer draufzahlen. Verbrauchen sie weniger, bekommen sie kein Geld zurück. Sechster Trick: Gratis Strom Die Masche mit den Frei-Kilowatt-Stunden funktioniert ähnlich wie der Bonus. Die Kunden erhalten im ersten Jahr eine bestimmte Menge Strom umsonst. Das senkt den Preis, bei Knerr immerhin um 56 €. Aber eben nur im ersten Jahr. Im Vergleich sehen solche Tarife supergünstig aus -- auf Dauer sind sie meist teurer.