Das Gedächtnis ist alles andere als verlässlich: Erinnerungen können täuschen, verschwimmen oder sogar gänzlich verschwinden. Heute haben Wissenschaftler viele Erinnerungsmechanismen entschlüsselt und können sogar in das Gedächtnis eingreifen, um unangenehme Erinnerungen zu löschen, künstliche Erinnerungen einzuspeisen oder verdrängte Ereignisse zu rekonstruieren. Wie funktioniert das Gedächtnis? Viele vergleichen es mit einer Festplatte, auf der Erinnerungen sorgfältig geordnet und gespeichert werden. Doch das stimmt nur zum Teil und genügt nicht, um die komplexe Funktionsweise des Gedächtnisses und seiner Fehlbarkeit zu erklären. Mit dem Alter lässt die Gedächtnisleistung nach; auch Gehirnerschütterungen und psychische Traumata haben einen Einfluss auf das Kurz- oder Langzeitgedächtnis. Das Erinnerungsvermögen täuscht von den ersten Lebensmomenten an: Kann man sich wirklich an seine Kindheit erinnern? Und wie zuverlässig sind diese Erinnerungen? Handelt es sich nicht um „Pseudo-Erinnerungen“, rekonstruiert nach einem Foto oder den Erzählungen eines Verwandten? Die Wissenschaft weiß mit zunehmender Sicherheit: Das Gedächtnis irrt sich, aber noch öfter führt es in die Irre. Seiner Unzuverlässigkeit war man sich schon immer bewusst; neu ist jedoch, dass Erinnerungen absichtlich verfälscht und völlig unbemerkt manipuliert werden können. Dutzende Forscher am MIT, an der Universität Löwen in Belgien, in einem kalifornischen Labor und an der New York University haben die Existenz „falscher“ Erinnerungen bewiesen und erforschen die Mechanismen dieser „Verzerrung“ mit bildgebenden Verfahren und empirischen Experimenten. Ihre neuesten Entdeckungen sind schwindelerregend: Kann man seinem Gedächtnis noch trauen? Wenn nein, was bedeutet dies für die Identitätsbildung? Welche Rolle spielt das Gedächtnis bei der Alzheimer-Krankheit? Und wie bewertet man nun Erinnerungen an Tathergänge vor Gericht? Der Film zeigt auch, wie Wissenschaftler das Gedächtnis von Versuchstieren zielgerichtet manipulieren: So kann man Mäusen falsche Erinnerungen „einspritzen“ oder traumatische Ereignisse aus ihrem Gedächtnis löschen. Eine Übertragung dieser Errungenschaften auf den Menschen wäre ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Gedächtniserkrankungen.