Nullzinsen und der Kauf von Staatsanleihen waren erst der Anfang: Jetzt investieren Zentralbanken massiv in Wertpapiere von Unternehmen. Ganz vorne mit dabei: die EZB. Wir erklären Ihnen in 3 Minuten, wie Notenbanken den Markt manipulieren. Quellen: EZB, Bank of Japan, Bank of England, Bloomberg hinter der Kamera: Anna Hönscheid vor der Kamera: Maximilian Nowroth Fragen, Anmerkungen, Lob oder Kritik? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht: video@wiwo.de // SKRIPT Federal Reserve, Deutsche Bundesbank, EZB. Zentralbanken sind fast täglich ein Thema in den Medien. Aber was genau ist eigentlich ihre Aufgabe? Schauen wir auf die Internetseite der Europäischen Zentralbank. Dort steht: "Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten." Im Klartext: Die EZB muss dafür sorgen, dass die Preise in den Euro-Ländern weder zu stark, noch zu schwach steigen. Im August lag die sogenannte Inflationsrate im Euro-Raum bei 0,2 Prozent. Produkte und Dienstleistungen sind im Vergleich zum Vorjahr also kaum teurer geworden. Uns Verbrauchern gefällt das. Aber nicht Mario Draghi. Er ist Präsident der Europäischen Zentralbank und verfolgt das Ziel: "[...] die Inflationsrate soll auf mittlere Sicht unter, aber nahe 2 % zu halten." Die Idee dahinter funktioniert so: Wenn die Preise steigen, steigen auch unsere Gehälter. Dann zahlen wir mehr Steuern und können uns neue Dinge leisten. So verdienen die Unternehmen mehr Geld, schaffen Jobs und investieren in die Zukunft. Das lässt die Wirtschaft wachsen. In der Theorie scheint ein bisschen Inflation also gesund zu sein. Aber in den Euro-Ländern sind die Preise in den vergangenen Jahren kaum gestiegen. Das will die EZB ändern, deshalb steuert sie dagegen. Eine Möglichkeit ist, einfach den Leitzins zu senken. Das ist der Preis, den Banken an die Zentralbank zahlen müssen, um sich Geld zu leihen. Die EZB hat den Zins immer weiter gesenkt, seit März liegt er bei null Prozent. Mit anderen Worten: Die EZB verleiht Geld an Banken zum Nulltarif. Damit diese mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher geben und mehr Geld in die Wirtschaft fließt. Und die Inflationsrate? Steigt immer noch nicht. Deshalb hat sich der EZB-Rat, in dem auch Mario Draghi und die Notenbankchefs der 19 Euro-Länder sitzen, zu einer neuen Maßnahme entschlossen: Seit Anfang Juni kauft die EZB Unternehmensanleihen. Das sind Anteile von Krediten, die Unternehmen am Kapitalmarkt aufgenommen haben. In nur drei Monaten hat die EZB 17,8 Milliarden Euro in Unternehmensanleihen investiert. Unternehmen, deren Schulden die EZB teilweise in ihre Bilanz aufgenommen hat, sind zum Beispiel die Lufthansa, Danone oder Siemens. Damit will die EZB erreichen, dass die Unternehmen durch die Unterstützung der Zentralbank sicherer darstehen und weniger Zinsen für neu aufgenommene Schulden zahlen müssen. So soll der Anreiz für Unternehmen steigen, mehr Kredite aufzunehmen, zu investieren und damit die Wirtschaft anzukurbeln. Ob das funktioniert? Keiner weiß es. Dieser Eingriff in den Markt ist ein geldpolitisches Experiment. In Großbritannien passiert übrigens gerade das Gleiche: Die Bank of England kauft seit diesem Monat ebenfalls Anleihen von heimischen Unternehmen, insgesamt will sie mehr als 10 Milliarden Pfund investieren. Auch bei den Briten liegt das Inflationsziel bei zwei Prozent. Was passiert, wenn trotz dieser neuen Maßnahmen die Preise weiter stabil bleiben, also nicht steigen? Wie weit werden die Notenbanken noch gehen, um den Markt künstlich zu stimulieren? Die japanische Zentralbank geht sogar so weit, dass sie indirekt in die Aktien, also die Anteile von heimischen Unternehmen investiert. So werden große Unternehmen wie Toyota quasi teilweise verstaatlicht. Manche Kritiker sprechen schon von einer Planwirtschaft. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Mittel etwas bringen – und wann die Eingriffe in den Markt enden, sodass die Wirtschaft wieder aus sich selbst heraus wachsen kann.