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Sahra Wagenknecht kommentiert die Entscheidung Sigmar Gabriels, auf eine Kanzlerkandidatur zu verzichten, auch den Parteivorsitz abzugeben und stattdessen der SPD Martin Schulz als Kanzlerkandidaten vorzuschlagen: "Wir haben die Entscheidung Sigmar Gabriels zur Kenntnis genommen, finden es durchaus respektabel, dass er mit dieser Entscheidung die Interessen seiner Partei ganz offensichtlich über seine eigenen stellt – allerdings muss man auch sagen: Die katastrophalen Umfragewerte der SPD sind natürlich nicht nur der Person Sigmar Gabriel anzulasten gewesen, sondern sie gehen natürlich vor allem zurück auf die Politik, die die SPD seit vielen Jahren macht, auf den Kurs, für den Herr Gabriel steht, aber an dem auch Herr Schulz bisher nicht mit sonderlicher Kritik hervorgetreten ist. Ich meine einen Kurs, der nichts dem entgegen setzt, dass es in Deutschland einen riesigen Niedriglohnsektor gibt, Lohndrückerei durch Werkverträge und Leiharbeit ermöglicht wird; ein Kurs, der die gesetzliche Rente kaputt gemacht hat und der dazu geführt hat, dass die soziale Ungleichheit immer größer geworden ist. Ich glaube, dass, solange die Menschen in diesem Land die Menschen in diesem Land die SPD dafür mitverantwortlich machen, dass der Sozialstaat zerstört wurde, solange wird sie auch nicht aus dem Keller ihrer Umfragewerte herauskommen. Wir als LINKE würden uns sehr wünschen, wenn die SPD unter Martin Schulz wieder zu einer sozialdemokratischen Politik zurück kehrt. Aber wir werden ihn an seinen Taten messen. Worte kann man viele finden, erzählen kann man viel. Die SPD ist noch Teil der Großen Koalition, und wir sind natürlich gespannt, ob sich in den nächsten Monaten erkennbar hier die Politik auch verändert. Ich erinnere daran: Wir haben im Bundestag eine Mehrheit von SPD LINKE und Grünen. Wenn die SPD tatsächlich Dinge durchsetzen möchte wie etwa die wieder paritätische Finanzierung der Krankenkassenbeiträge, die Abschaffung der Abgeltungssteuer, vieles Andere, dann wäre da immer noch die Möglichkeit, sich in der Großen Koalition vom Koalitionspartner abzusetzen. Deswegen werden wir jetzt sehr gespannt verfolgen, welche neuen Akzente es in der Politik der SPD gibt. Aber, wie gesagt, bisher war Martin Schulz immer dabei, wenn die SPD Sozialabbau beschlossen hat. Er hat nicht widersprochen, er hat im Europaparlament auch eine Europapolitik mit vertreten, die den Kontinent immer mehr gespalten hat. Ich erinnere an sein Agieren in der Griechenlandkrise. Also: Wir sind skeptisch, wir warten ab, aber natürlich würden wir uns wünschen, dass es einen sozialen Neubeginn gäbe, denn dann hätten wir endlich einen Partner, und es wäre ja nichts großartiger als ein Ergebnis, bei dem es tatsächlich nach der Bundestagswahl die Möglichkeit gibt, in diesem Land endlich mal wieder sozialere Politik zu machen."